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Was hat die Bäuerin vom Camper & umgekehrt?

Was hat die Bäuerin vom Camper & umgekehrt?

Bianca Blasl

11. März 2022

Mit dem Roten Blitz am Bauernhof

Eine Reportage von Bianca Blasl aka melange.in.gummistiefeln

Die Corona-Pandemie hat einen Camping-Boom ausgelöst. Alles, was in der Stadt war, will aufs Land. Das war auch die Zeit, wo ich mich mit dem Roten Blitz auf den Weg gemacht habe. Doch was ist mit den ganzen anderen Campern? Wohin sollen sie alle mit ihren Wohnmobilen, Vans und Zelten? Wo gibt es legale Stellplätze? Die Pandemie hat auch bewirkt, dass immer mehr Menschen wissen wollen, wo ihr Essen herkommt. Dem gegenüber stehen Bäuerinnen & Bauern, die eine neue Kundengruppe für ihre Produkte suchen. Gleichzeitig wollten diese vermehrt in Kontakt mit den Konsument:innen, ihren Kund:innen treten. Bewusstsein & Wertschätzung für Bäuerinnen und Bauern und deren Produkte sind in der Landwirtschaft Themen der Stunde.

Diesen Trend haben auch die drei innovative Steirer:innen von Schau aufs Land erkannt und sich zur Aufgabe gemacht, genau die zueinander zu bringen: Die nachhaltigen Bäuerinnen & Bauern und die Camper. Schau aufs Land ist die app-gewordene Win-Win-Situation.

Das musste ich ja schon quasi testen: Die App heruntergeladen, in der Region meiner Wahl gesucht, Sabine Ablinger und ihren Bio-Erlebnisbauernhof Bruckbacher am Attersee gefunden. Sabine über WhatsApp angeschrieben und schon war das Ganze organisiert und ich mit dem Roten Blitz auf dem Weg.

Im Gespräch mit Sabine:

Seit einem Jahr ist Sabine dabei. Wir haben über ihre Erfahrungen gesprochen und natürlich wollte ich das Ganze auch von der Camper-Seite erleben. Während sie einen Strudel aus dem Ofen holt, fangen wir an zu reden:

Warum seid ihr mit dabei?

Die Idee taugt uns total: "Uns Bauern und Camper, die an nachhaltiger Landwirtschaft interessiert sind, zusammenbringen. Karin von Schau aufs Land hat uns 2019 einen total persönlichen, lieben Brief geschrieben. Den habe ich heute noch. Wir sind selbst Camping-affin. Als Bäuerin bist du halt am Hof angehängt. Also haben wir uns gedacht: Wenn wir schon nicht in die Welt kommen, holen wir uns die Welt eben zu uns."

Und wie tut's?

Seit einem Jahr sind wir dabei und die Camper haben uns förmlich überrannt. Im besten Sinne des Wortes (lacht). Die Nachfrage ist unglaublich – der Austausch mit den Menschen ist wahnsinnig nett. Viele kommen wieder und sind Freunde geworden.

Ist's eine neue Chance oder nur mehr Arbeit?

Für mich eine absolute Chance und ein Mehrwert: Ich habe auch Schule am Bauernhof und will Landwirtschaft einfach zeigen, wie sie ist. Realistisch, von allen Seiten. Durch Schau aufs Land habe ich jetzt auch die Erwachsenen am Hof. Wenn wir offen über das reden, was wir tun, bin ich sicher: Irgendwann wird's was.

Was das Ökonomische anbelangt: Das zahlt sich aus, kann ich nur sagen! Ich hätte es mir nicht gedacht, aber die Camper kommen und freuen sich ja, dass sie bei uns Lebensmittel kaufen können. Oft kommen sie gerade deswegen. Im Hofladen gibt's Selbstbedienung. Alles läuft auf Vertrauensbasis. Und das funktioniert. Durch die begrenzte Zeit kommen jeden Tag neue Leute. Fast alle kommen sie bei uns einkaufen.

Der Aufwand für mich ist recht gering. Ich kann es mir ja selbst einteilen: Ab der Stallzeit am Abend reisen die Leute an. Da melke ich und bin eh daheim. Der Kontakt geht über WhatsApp und dann organisiere ich mir das. Wenn die Camper kommen, zeige ich ihnen alles. Wenn ich mehr Zeit habe, ratschen wir, wenn nicht, dann halt nicht.

Was hast du für Erfahrungen mit den Campern gemacht?

Ich habe auch Urlaub am Bauernhof. Bei uns gibt's die ganze Infrastruktur und ich mag ja Leut', sonst würde ich das nicht machen (lacht).

Das mit den Campern möchten wir nur über Schau aufs Land machen. Ich habe das Gefühl, da kommen Menschen zu uns, die sind ähnlich drauf wie wir. Wir haben erlebt: Viele kommen aktiv wegen der Art, wie wir Landwirtschaft machen. Wer kein Interesse an Landwirtschaft hatte, hat es nachher. Hier kommt man ja quasi nicht aus (lacht wieder).

Sobald Familien mit Kindern da sind, sind die unterwegs und wollen alles wissen. So kommen wir oft ins Gespräch. Jeder schaut und hat Interesse, stellt Fragen. Pärchen, Familien, Ältere, Jüngere, Fleischesser, Veganer. Mit ihnen haben wir zum Beispiel über unser Grünland und unsere Milchkühe gesprochen. Warum hier nur Wiese wächst und eben kein Gemüse, wachsen kann. Darüber, dass die Tiere das Grünland zu etwas Essbarem machen. Es entstehen unglaublich spannende Gespräche. Ich nehme die Leute überall hin mit, wenn sie wollen. Und wenn ich mal keine Zeit oder Lust habe, ist das auch in Ordnung.

Gab's negative Erfahrungen?

Nur ein einziges Mal: Da hat es irre geregnet. Wir sind im Gatsch versunken. Deshalb haben wir ein älteres Paar gebeten, sich mit dem Wohnwagen an einen anderen Platz zu stellen. Das war etwas schwierig. Sie waren zuerst ungehalten. Doch schlussendlich war es dann in Ordnung. Die haben vielleicht den Sinn von Schau aufs Land noch nicht verstanden. Aber das war das einzige Mal.

Sabine wirkt ehrlich begeistert. Ich frage explizit nach negativen Erfahrungen, Stress, Überforderung? Aber sie lacht nur und erzählt weiter von Begegnungen mit Campern, die immer wieder kommen, von spannenden Gesprächen und Begegnungen. Von der Ehrlichkeit der Menschen im Selbstbedienungsladen. Und von Schau aufs Land und den Menschen, die es machen und wie begeistert sie davon ist, welche Menschen auf diesem Wege zu ihr auf den Hof finden.

Mein Fazit:

Selbst für technische Rindviecher, wie mich, ist die App leicht zu bedienen. Wenn die Technik (oder ich) mal hakt, ist sofort liebe Hilfe da.

Und: Es geht ja um den persönlichen Kontakt, die Menschen, das Essen, die Landwirtschaft, um ein feines Platzerl. Bei mir passt Schau aufs Land wahrscheinlich wie die Faust aufs Auge. Deshalb haben wir uns wahrscheinlich auch gefunden. Ich kann nur sagen: Ich lieb's. Die Idee, die Menschen und das, wie es dann tatsächlich ist.

Vielen lieben Dank für diesen schönen Erfahrungsbericht & das Interview an:
Bianca Blasl aka melange.in.gummistiefeln

1 Kommentar zu „Was hat die Bäuerin vom Camper & umgekehrt?“

  1. Toller Beitrag, vor allem, da wir selbst letztes Jahr einen wundervollen Aufenthalt bei Sabine hatten. Ich bin selbst Kräuterpädagogin und es war mir eine große Freude, mal direkt ins Bauernleben einzutauchen. Auch meine Kids waren voll begeistert tollen Stellplatz am Bauernhof. Macht weiter so, unser Urlaub 2022 wird auf jeden Fall wieder unter dem Motto “Camping am Bauernhof” stehen. 🙂

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